Vor allem Natur- und Naherholungsgebiete erhöhen die Lebens- und Wohnqualität eines Wohnortes. Unverständlich ist deshalb, warum Walzbachtal noch mehr als bisher mit einer Bundesstraße umbaut werden soll, die die Problematik „Abkürzungsstrecke für den LKW-Verkehr von und nach Heilbronn“ nicht löst sondern verlagert und letztendlich noch verschärft. Gut ausgebaute Straßen ziehen bekanntlich Verkehr an. Laut einer Studie, veröffentlicht im Handelsblatt, führt ein Ausbau des Straßennetzes um ein Prozent in einer Region dazu, dass auch der Verkehr dort um ein Prozent zunimmt. Eine Verdoppelung der Straßen verdoppelt auch den Verkehr!
Vor diesem Hintergrund kann und sollte es nicht Ziel der Politik sein, mit dem Bau von Bundesstraßen Schwerlastverkehr von Autobahnen in den ländlichen Raum und damit in die Kommunen zu lenken.
Warum hält die Politik dennoch unkritisch an überholten Verkehrskonzepten fest? Eine Betrachtung der Verkehrsströme darf das Augenmerk nicht alleine auf den Straßen- verkehr richten. Um den Straßenverkehr nachhaltig zu entlasten, Wohnen in ländlicher Umgebung zu ermöglichen und um die Klimaschutzziele zu erreichen, brauchen wir dringend eine nachhaltige Mobilität. Es gilt, den Personen- und Pendlerverkehr durch gezielte Maßnahmen auszubauen und zu fördern. Auf den Weg gebracht werden kann es allerdings nur, wenn man endlich handelt! Es müssen Anreize geschaffen werden, die den Bürger in der Region dazu bringt, vom Auto auf nachhaltige und umweltfreundliche Verkehrsmittel umzusteigen. Dafür bedarf es allerdings mehr als das Bewusstsein der Menschen für die Erreichung von Umwelt- und Klimazielen zu schärfen. Wir brauchen dringend eine Erhöhung der Taktung, eine kundenfreundliche Tarifgestaltung, günstige Job- und Jahrestickets etc. Oberstes Ziel – auch für Walzbachtal – muss eine umweltfreundliche, sichere und bezahlbare Mobilität sein.
Weite Teile von Politik, Wirtschaft und Bevölkerung sind der Meinung, der Bau weiterer Straßen führe zu Wirtschaftswachstum und damit zu mehr Arbeitsplätzen.
Sowohl theoretisch als auch empirisch lässt sich im Regelfall ein positiver Zusammenhang zwischen Straßenbau und Beschäftigung nicht (mehr) erkennen. Es mehren sich darüber hinaus die Anzeichen, dass der Grenznutzen (= Nutzenzuwachs) negativ wird, dass also zusätzlicher Straßenbau sogar arbeitsplatzvernichtende Wirkung aufweisen kann. Der Nutzen zusätzlicher Straßen geht gegen null. Auch die positiven wirtschaftlichen Effekte von Straßenbau sind relativ klein. (Quelle: Auszug aus einer Reihe empirischer Untersuchungen und der Studie Interface))
Trotzdem hält die Politik an Straßenbauprojekten als Infrastrukturmaßnahmen zur vermeintlichen Förderung der Wirtschaft fest. Straßen sind staatliche Leistungen, die die Wählerschaft sehen und benutzen kann. Straßen lassen sich auch heute noch „wählerwirksam“ einweihen.