Aktuell werden in Baden-Württemberg täglich Flächen in der Größe von 5 Fußballfeldern, das sind ca 4 Hektar, durch Baumaßnahmen verbraucht, zum großen Teil für Verkehrsprojekte. Davon wird etwa 45 Prozent der Fläche versiegelt. Die übermäßige Bodenversiegelung hat unmittelbare Auswirkungen auf den Wasserhaushalt. Regenwasser kann nicht versickern, der Grundwasserspiegel fällt! Und die Hochwassergefahr steigt. Versiegelte Böden können kein Wasser verdunsten und deshalb können sie im Sommer auch nicht mehr zur Kühlung der Luft beitragen.
Die Bodenversiegelung durch den Straßenbau hat aber auch Auswirkungen auf die natürliche Bodenfauna. Diese wird zerstört und die Bodenfruchtbarkeit massiv beeinträchtigt. Anlässlich des Weltbodentags haben internationale Forscher darauf hin- gewiesen, wie wichtig ausreichend gesunde Böden für die Natur und den Menschen sind.
Hinzu kommt die Zerschneidungswirkung. Erholungsgebiete und Lebensräume werden zerteilt; jede Verkleinerung macht sie für bestimmte Arten oder Nutzungen unbrauchbar. Nicht jeder getrennte Weg wird ersetzt. Luftströmungen und Sichtkontakte werden behindert bzw. unmöglich.
Das Ziel, Flächenverbrauch und Renaturierung – gerade im Hinblick auf den Klimawandel- im Lot zu halten, hat vor allem die Landesregierung von Baden-Württemberg bis heute nicht erreicht. An Straßenbauprojekte sind deshalb besonders hohe Anforderungen zu stellen! Höchsten Stellenwert hat dabei die Vermeidung negativer Folgen für Mensch und Natur! Die Realität sieht jedoch anders aus. (Quelle: SWR Aktuell / Bericht Weltbodentag)
Alle größeren Verkehrsprojekte schneiden bei den Umweltrisikoeinschätzungen URE sehr schlecht ab! Bei der Betrachtung von Schutzgebieten heißt es häufig „erhebliche Beeinträchtigung unvermeidbar“. In der Regel wird auch alles fein säuberlich aufgelistet, jedoch am Ende für irrelevant erklärt, weil dem verkehrlichen Ziel der Maßnahme Vorrang eingeräumt wird. (Quelle: Projektdossiers des BMVBW)
Dem Bundesamt für Naturschutz wird ein Mitspracherecht eingeräumt, am Ende entscheidet aber das Verkehrsministerium. Deutschlands Verkehrsnetz ist eines der größten und dichtesten in Europa und ist einer der größten Verbraucher von Flächen. Das Straßennetz stemmt ca 70 Prozent des Güterverkehrs. (Quelle: Bundesumweltamt)
Die geplante Ortsumgehung B293 hat einen Flächenverbrauch von über 90.000 Quadratmetern, die Summe der Erdarbeiten und -bewegungen beläuft sich auf ca 225.000 Kubikmeter! (Quelle: RP) Hinzu kommt die Forderung nach mehr und neuen Gewerbeflächen sowie der Ausweis von neuen Wohngebieten. Ist dieser Flächenfraß noch vertretbar? Sind Ausgleichsmaßnahmen noch möglich bzw. überhaupt ein Ersatz? Der Rückbau eines Teilstücks der B293 zwischen dem Jöhlinger Buckel und der Einfahrt Gageneck kann den massiven Eingriff durch den Bau der OU nicht kompensieren.
“Ausgleichsmaßnahmen” sind sicher nicht wertlos, aber keineswegs ein Ersatz. Gewachsene Biotope und fruchtbares Land lassen sich nicht einfach ersetzen und schon gar nicht versetzen! Zerschneidungswirkung lässt sich nicht verhindern oder ausgleichen!